Verein Wohnen in Genossenschaften lobt „Klaus Novy Preis“ aus
Seit 1997 prämierte die Spar- und Bauverein eG Solingen alle fünf Jahre herausragende Wohnprojekte von Genossenschaften. 2022 sollte der Preis auf breitere Schultern gestellt werden: Erstmalig wurde der Preis durch den Verein Wohnen in Genossenschaften e.V. ausgelobt und soll innovative Ansätze in genossenschaftlichen Quartieren auszeichnen. Hier leben die Mitglieder, bauen nachbarschaftliche Beziehungen auf, verbringen einen Großteil ihrer Zeit und spüren direkte Auswirkungen des Klimawandels wie Hitze und Starkregen. Sie erkennen ihr Wohnumfeld immer mehr als Handlungsort für Klimaschutzaktivitäten und Veränderungen, welches sie gemeinsam weiterentwickeln und gestalten wollen.
„Der Klimaschutz ist die größte Herausforderung unserer Gesellschaft. Mit dem Klaus Novy Preis wollen wir die großartige Arbeit aus unseren Wohnungsgenossenschaften prämieren und sichtbar machen. Wir freuen uns, erstmalig als Verein Wohnen in Genossenschaften den Klaus Novy Preis zu vergeben“, beschreibt Franz-Bernd Große-Wilde, Vorstandsvorsitzender des Vereins, das Engagement.
Die Preisverleihung fand am 18. Oktober 2022 in Berlin statt.
Hier geht es zur Pressemitteilung
Preisträger 2022
Im Rahmen der Preisverleihung am 18.10.2022 wurden drei Preisträger gewählt. Den zweiten Platz erreichten dabei zwei Projekte, die punktgleich gewählt wurden:
Die 1972 für den Erhalt eines Altbaus gegründete Genossenschaft versteht sich als Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, hat 163 Mitglieder und verfügt mittlerweile über 10 Gebäude, in denen 150 Personen leben.
Zwischen 2011 und 2021 hat die Genossenschaft den von ihr bewohnten Häuserblock klimaschonend modernisiert und dabei bezahlbare Mieten im innerstädtischen Raum sichern können. Dämmungen, Dachbegrünungen, Photovoltaik und die Erdwärmenutzung wurden umgesetzt und dazu ein eigenes Energieunternehmen gegründet, das die Bewohner/innen über ein Nahwärmenetz mit Wärme sowie mit Strom versorgt. Alle Maßnahmen werden in Rücksprache mit der Bewohnerschaft geplant. Ideen dazu, wie die Prozesse weitergeführt und verbessert werden können, führten so zur Einrichtung einer Arbeitsgruppe, die sich auch in Zukunft mit Themen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutz in der Genossenschaft befasst. Behutsam wurde hier ein kompletter Wohnblock in Berlin-Kreuzberg seit 2011 saniert. Die Sanierung musste im laufenden Betrieb bei äußerst knappem Wohnraum stattfinden. Möglich wurde dies durch einen Neubau mit 23 Wohneinheiten, wobei unsanierte Wohnungen sukzessive durch vorübergehenden oder dauerhaften Umzug freigeräumt werden konnten. Das Projekt, das sich als sozio-kulturelle Lebens- und Arbeitsgemeinschaft versteht, verfügt deshalb zudem über soziale, kulturelle und andere Versorgungseinrichtungen im eigenen Bestand.
Die Wohnungsgenossenschaft Progeno eG ist eine Gründung von 2015, hat 280 Mitglieder, verfügt über einen Wohnungsbestand von 48 Wohneinheiten und baut aktuell in Kooperation mit Isarwatt eG im Stadtteil Freiham zwei Wohnhäuser mit insgesamt 104 Wohneinheiten. Die 2017 gegründete Energiegenossenschaft Isarwatt eG ist eine gemeinsame Gründung von zurzeit 21 Mitgliedsunternehmen aus der Wohnungswirtschaft, meist Genossenschaften.
Die Isarwatt eG vereinfacht es Münchner Wohnungsunternehmen, Investitionen und Dienstleistungen in den Bereichen Energieversorgung, Mobilität und Datenverarbeitung umzusetzen. Sachkompetenz und Investitionsherausforderungen werden gebündelt, die für einzelne, vor allem kleinere Unternehmen, oft schwierig allein zu bewerkstelligen sind. Dienstleistungen wie z.B. verschiedene E-Mobilitätskonzepte können sowohl Mitgliedsunternehmen als auch Einzelpersonen zur Verfügung gestellt werden. Beide Genossenschaften entwickeln derzeit gemeinsam ein Projekt mit 104 Wohnungen im Neubaugebiet München-Freiham nach ökologischen Kriterien und unter Beteiligung der Bewohner/innen an der Konzeption und der Umsetzungen mittels des Arbeitskreises „Nachhaltigkeit“. Die Dachgenossenschaft Isarwatt eG ermöglicht es allen Beteiligten jeweils bedarfsgerechte, individuelle Maßnahmen umzusetzen.
Bei Hyldespjaeldet handelt es sich um eine selbstverwaltete dänische Wohnsiedlung im sozialen Wohnungsbau, die zu einer Wohnungsgenossenschaft gehört. Erbaut wurde die Anlage mit 390 Wohneinheiten 1976 in der Kopenhagener Vorstadt Albertslund.
Im dänischen sozialen Wohnungsbau ist rechtlich fixiert, dass die einzelnen Wohnungsbestände eines Gesamtunternehmens von den jeweiligen Bewohner*innen bis hin zu ihren finanziellen Angelegenheiten selbstverwaltet werden. 2021 beschloss so die Generalversammlung der Hyldespjaeldet-Siedlung, die UN-Nachhaltigkeitsziele zu den Zielen der eigenen Siedlung zu machen. Aufgrund dieser Entscheidung folgten in Workshops und Mieterversammlungen Beschlüsse für zu realisierende Projekte der unterschiedlichsten Art. Erste Ansätze dazu gibt es bereits ab 1989: Freilandhaltung von Hühnern. Es folgten: Aufbau eines Recylinghofes, ein Gewächshaus, Bau eines Naturspielplatzes, Umbau eines Wohnhauses zum Null-Energie-Haus etc. Die Mieterversammlung trifft dabei die zentralen Entscheidungen. Es bestehen themenbezogene Arbeitsgruppen. Es gibt beteiligungsfördernde Einrichtungen, wie ein siedlungsbezogenes Intranet, eine Siedlungszeitung und z.B. eine jährliche Preisverleihung an eine verdiente Person. Die traditionell eingeübte Selbstverantwortung führt zu verantwortungsbewusstem Handeln auch in Sachen Klimaschutz. Die eingerichteten Arbeitsgruppen funktionieren, da sie tatsächliche Verantwortung haben, auch in finanzieller Hinsicht.
Jury 2022
- Ulrich Bimberg, Mitinitiator des Preises
- Franz-Bernd Große-Wilde, Vorstandsvorsitzender Wohnen in Genossenschaften e.V.
- Kristina Klee, Geschäftsstelle Wohnen in Genossenschaften e.V.
- Barbara König, Leiterin Genossenschaftsforum Berlin
- Arno Mersmann, Mitinitiator des Preises
- Johannes Novy, Stadtplaner und Sohn des Namensgebers Klaus Novy
- Alexander Rychter, Verbandsdirektor VdW Rheinland Westfalen
- Karsten Statz, Geschäftsstelle Wohnen in Genossenschaften e.V.
Fotos der Preisverleihung
Copyright: Tina Merkau
Weitere Finalisten 2022
Die 2009 gegründete Genossenschaft hat aktuell 2335 Mitglieder, die innenstadtnah über einen Neubaubestand von 471 Wohneinheiten verfügt.
2020 erstellte die Möckernkiez eG für ihr Unternehmen erstmals eine „Gemeinwohlbilanz“, ließ diese vom Verein „Gemeinwohlökonomie“ prüfen und zertifizieren. Nach Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat soll diese auch weiterhin erstellt, aber auch weiterentwickelt werden, u.a. im Hinblick auf die Themen Klimaschutz, Biodiversität, soziale Vielfalt oder auch Entwicklung der „Zusammenarbeit mit der umliegenden Nachbarschaft“. Der Anstoß zur Erstellung einer Gemeinwohlbilanz kam dabei aus der Mitgliedschaft der Genossenschaft. Ehrenamtlich tätige Mitglieder bildeten eine Redaktionsgruppe und verfassten einen ersten Entwurf für eine solche Bilanzierung des Unternehmens. Themenspezifische Arbeitsgruppen wirkten zusätzlich daran mit. Nach gemeinsamer Beratung reichte der Vorstand die erste Gemeinwohlbilanz zur Zertifizierung ein, um zu verdeutlichen, dass nicht allein finanzielle Aspekte ein Unternehmen ausmachen. Außerdem wird hier über die Zertifizierung festgestellt, ob die selbst gewählten Kriterien einer unabhängigen Überprüfung durch Sachverständige von außen standhalten können. Für jedermann einsichtig zeigt der Bericht Stärken, Schwächen und zukünftige Potenziale auf.
Als größte Wohnungsgenossenschaft im Ennepe-Ruhr-Kreis wurde die Hattinger hwg 1899 gegründet, hat heute rund 5.300 Mitglieder, denen 4.100 Wohnungen gehören.
Um den Anforderungen nachhaltigen Wirtschaftens gerecht werden zu können, begann die Genossenschaft 2021 damit, sich strategisch entsprechend zu organisieren, u.a. durch die Einstellung eines „Nachhaltigkeitsbeauftragen“ oder die Formulierung eines Plans zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045. Ab 2022 veröffentlicht die Genossenschaft einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht nach offiziellen DNK-Kriterien (Deutscher Nachhaltigkeits-Kodex). Die eigenen Außenanlagen der Genossenschaft werden bereits seit 2017 in Zusammenarbeit mit dem NABU umgestaltet. Wildwiesen entstehen, u.a. das größte private Naturschutzprojekt in Hattingen sowie eine naturbelassene „Ökozelle“. Die Genossenschaftsgremien begleiten die Projekte. Für die Mitglieder werden themenspezifische Workshops angeboten. Über die hauseigene Zeitung, einen Blog, Informationsveranstaltungen, Aktionstage und individuelle Beratung wird das Verbraucherverhalten in Sachen Klimaschutz thematisiert. Anstatt auf Einzelmaßnahmen zu setzen, entwickelt die Genossenschaft eine langfristige, offensive Unternehmensstrategie zur Erreichung des Ziels der Klimaneutralität.
Die 2016 gegründete Wohnungsgenossenschaft Ro70 eG (Eduard-Rosenthal-Straße 70) hat 115 Mitglieder und verwaltet 76 Wohneinheiten mit 202 Bewohner*innen. Sie kauften und sanierten einen Gebäudekomplex, der ehemals ein Krankenhausbau war und 15 Jahre leer stand. Der Umbau und die Sanierung des ehemaligen Krankenhauses konnte 2020 abgeschlossen werden und erfolgte weitgehend nach ökologischen Kriterien: KfW Effizienzhaus 70, vielfache Verwendung von Holz als Baumaterial, Heizung und Warmwassergewinnung mit Hilfe einer Holz-Pelletanlage, eine Photovoltaik-Anlage deckt den Strombedarf zu 30%. Die Nutzung von Lastenrädern, ein Car-Sharing-Modell sowie 190 Fahrradstellplätze auf dem Gelände sollen dazu beitragen die PKW-Mobilität einzugrenzen. Die Freiflächen des insgesamt 22.000qm großen Grundstücks werden nach ökologischen Prinzipien bepflanzt und genutzt (u.a. selbst angelegte Streuobstwiese), beinhalten zudem Spielplatz und Treffpunkte für die Bewohner/innen. Ro70 versteht sich als selbstverwaltetes Gemeinschaftsprojekt, das durch seinen nachbarschaftlichen Zusammenhalt lebt und dessen Selbstverwaltungsorgane nach genossenschaftlichen Prinzipien funktionieren.
773 Mitglieder planen am Stadtrand von Hannover ein „Ökodorf“ mit 570 Wohneinheiten. Seit Gründung 2019 sind die zukünftigen Bewohner*innen in alle Planungen für das neue Stadtviertel eingebunden. Baubeginn ist Ende 2022.
40% des Wohnungsbestandes soll im öffentlich geförderten Wohnungsbau entstehen und 60% freifinanziert. Das „Ökodorf“ mit 500 Wohnungen und zusätzlich 70 Tinyhaus-Stellplätzen liegt stadtnah mit guter ÖPNV-Anbindung. Das Ziel der vollständigen Klimaneutralität der Siedlung soll regenerativ durch Energiereduktion (Passivhäuser), Photovoltaik-Anlagen und Erdwärmenutzung erreicht werden. Weitere Merkmale des Projekts sind: Geschlossene Wasserkreisläufe mit Grauwassernutzung, eingeschränkte Pkw-Nutzung durch Carsharing, Ansätze der Selbstversorgung durch Urban Gardening und eines benachbarten SoLaWi-Betriebs (Soziale Landwirtschaft), Flächenreduktion durch privaten Wohnraum von 25-30qm. Der Beteiligungsprozess von Beginn an umfasst neben den üblichen Genossenschaftsgremien Einrichtungen, wie den „Dorfrat“ für Bauentscheidungen und den Verein „Dorfleben“ für soziale Aspekte und den Betrieb der Dienstleistungs eG für die Energieversorgung. Die Bewohnerschaft soll dem Durchschnitt der Hannoveraner Bevölkerung entsprechen. Für 60 WE hat die Stadt das Belegungsrecht.
Der Bauverein der Elbgemeinden ist mit 21.000 Mitgliedern und 14.000 Wohnungen die größte Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft. Gegründet wurde sie 1899. Beworben hat sich die BVE mit ihrem „Ampelkonzept“, um die Außenanlagen konsequent nachhaltig zu entwickeln. Die Wohnungsgenossenschaft verfügt über viele Grünflächen und Außenanlagen. Um hier Biodiversität zu fördern, wurde von einem Landschaftsarchitekten das „Ampelkonzept“ (rot = Schmuck- und Repräsentanzflächen, gelb = Zusammenleben von Menschen und Tieren, grün = naturnah für Brut und Aufzucht von Tieren) entwickelt. Das Konzept beachtet nicht allein die üblichen Außenflächen, sondern selbst die Hausfassaden werden z.B. für die Anlage von Nistkästen für die unterschiedlichsten Vogel- und Fledermausarten einbezogen. Das Konzept enthält ebenso eine genaue Ausarbeitung dazu, welche Tier- und Pflanzenarten welche Bedingungen benötigen und welche Kreisläufe und Lebenszyklen bestehen. Alle anstehenden Maßnahmen, inklusive des Wegenetzes werden nun nach diesem Konzept beurteilt. In den Wohnquartieren wird es gemeinsam mit den Mitgliedern umgesetzt. Gemeinschaftlich werden die Flächen zudem angelegt und gepflegt. Es handelt sich um ein detailliertes Gesamtkonzept für den kompletten Wohnungs- und Grundstücksbestand der Genossenschaft.
Weitere Projekte der Vorrunde
Ökologisches Neubauprojekt in Selbstverwaltung, das u.a. für Rechtsangelegenheiten und die Bewirtschaftung die professionelle Unterstützung einer Dachgenossenschaft in Anspruch nimmt.
Gemeinschaftliches Neubauprojekt mit umfangreichen Einzelprojekten, auch Unterstützung solidarischer Ökonomie im Wohnumfeld. „Solidaritäts-Anteile“ für weniger begüterte Mitglieder.
Hausgemeinschaft installiert mit Selbsthilfeeinsatz und in Kooperation mit der BürgerEnergie eG eine Photovoltaik-Anlage. Kostenberechnung und Reststromlieferung durch die EW Schönau eG.
https://selbstbaugenossenschaft.de
www.buerger-energie-berlin.de
www.ews-schoenau.de
Alle Neumieter/innen der Freien Scholle und der Wohnungsgesellschaft BGW erhalten seit Oktober 2021 ein vergünstigtes ÖPNV-Ticket fürs Stadtgebiet.
Mit Hilfe eines öffentlichen Förderprogramms organisiert der Wissenschaftladen e.V. die Freiflächenprojekte „Treffpunkt Vielfalt-PikoPark“, hier für WBG Erfurt eG und BG Speyer eG.
Bau selbstverwalteter Hausprojekte klimagerecht und auf Erbbaubasis. Kein Haushalt soll mehr als 30% seines Nettoeinkommens fürs Wohnen ausgeben. Eine Vielzahl an Sharing-Angeboten.
Ökologischer Umbau und Sanierung eines Bauernhofs mit Nebengebäuden im ländlichen Raum. Angebote an die Nachbarschaft. Multiplikator Funktion nach außen.
Ideenskizze für die Errichtung einer Natursiedlung in Anlehnung an historische gemeinschaftliche Selbstverwaltungsformen.
Seit 2019 setzt die Genossenschaft klimaschützende Maßnahmen um. Alle zukünftig anstehenden Maßnahmen in den Außenbereichen, bei Dachbegrünung und in Sachen Energie sind klimagerecht.
Mit Beginn in einem Wohnblock mit 42 Wohnungen klimagerechter Umbau und Revitalisierung einer Großwohnsiedlung mit ca. 1000 Wohnungen.
Projekt des MietshäuserSyndikats mit 60% Sozialwohnungen, Reduktion der privaten zugunsten der Gemeinschaftswohnflächen. Wohnungstauschkonzept bei sich ändernden Haushaltsgrößen.
Die EnergieNetz eG installiert Photovoltaik-Anlagen und liefert ggf. zusätzlichen Strom/Wärme. Jeder einzelne Haushalt entscheidet über die Nutzung; bisher 90% der Bewohner/innen.
Ein komplettes Wohnquartier mit 240 Bestands- und 80 Neubauwohnungen wird als „Zukunftsquartier“ klimagerecht umgestaltet.
Gemeinschaftliches und familienfreundliches Wohnprojekt zur gegenseitigen Alltagsunterstützung. Die Anliegen eines „Kinderforums“ sollen Berücksichtigung finden.
Erarbeitete eine umfassende Bestandsstrategie zur Erreichung der Klimaneutralität mit festgelegten Zeitplänen und durchzuführenden Maßnahmen.
Ein ehem. Fronhofgelände im Stadtteil Müngersdorf soll nach ökologischen Kriterien umgebaut und mit vielfältigen Einrichtungen zum Kristallisationskern für den Stadtteil werden.
Seit 2020 Entwicklung diverser Projekte zum Klimaschutz, die nach und nach auf sämtliche Bestände ausgeweitet werden sollen.
Die Mitglieder eines Mehrgenerationen-Wohnprojekts bringen eigene klimaschützende Ideen ein; die Genossenschaft holt dafür Angebote ein, die dann mit der Bewohnerschaft besprochen werden.
Neubauprojekt, das aus einem Architektur-Wettbewerb hervorgegangen ist und in allen Bereichen klimaschonend vorgeht, ressourcensparend, flächenoptimiert, energiesparend.
Dachgenossenschaft zur Sicherung und klimagerechten Sanierung von Althausbeständen für die dort lebenden Bewohner/innen.
Innerstädtisches Wohnprojekt mit einer Vielzahl an gemeinschaftsbildenden und klimagerechten Maßnahmen. Clusterwohnungen mit Gemeinschaftsräumen.
Flächenreduziertes und ökologisches Bauprojekt. Eigentümergemeinschaft mit Verpflichtung zur Wohnungs-Selbstnutzung. Teil einer ökologischen Mustersiedlung und Quartiersgenossenschaft.
Zwei Hausprojekte in einem neuen Wohnquartier mit Bildungs- und Kultureinrichtungen. Umsetzung des Projekts in Zusammenarbeit mit alteingesessener Wohnungsgenossenschaft.
Auf Wunsch der Bewohner/innen werden bisher nicht gepflegte Außenanlagen umgenutzt. Mit professioneller Beratung und finanzieller Unterstützung durch die Genossenschaft realisiert.
In einzelnen Wohnbereichen setzt die Genossenschaft mit den Bewohner/innen das Projekt „Grün(Er)Leben“ für nachhaltiges Gärtnern um. Pilotprojekte als Beispiele zur Ausweitung.
Klaus Novy Preisträger seit 1997
Dies sind die 17 Klaus Novy Preisträger seit 1997
Wogeno München eG
Gestartet ist die Wogeno als Genossenschaft, die als gemeinsames Dach für selbstständige Hausgemeinschaften fungiert. Dieser Träger sollte es Hausgemeinschaften, deren Häuser von Verkauf oder Umwandlung in Eigentumswohnung betroffen bzw. bedroht waren, ermöglichen, in ihren Häusern sicher und preiswert zu bleiben.
Heute versteht sich die Wogeno als Genossenschaft für selbstverwaltetes, soziales und ökologisches Wohnen. Und sie wächst. Nach einigen großen Neubauprojekten hat sie heute einen Bestand von 830 Wohnungen inklusive Cohaus Kloster Schlehdorf GmbH, 135 Wohnungen befinden sich im Bau und 60 in der Planung. Mit der Isarwatt eG haben sie und andere Genossenschaften in München eine Dachorganisation für Energie- und Mobilitätskonzepte entwickelt.
Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG
Auf ihrer Website wirbt die 1892 heute noch mit ihren ‚Hallenhäusern’. Mit diesem architektonisch ansprechenden und bis heute Maßstab setzendem Projekt „Kommunikatives Wohnen Ortolanweg“ erhielten sie damals den 2. Preis.
Klaus Novy erwartete von Genossenschaften, dass ihre Architektur erkennbar und unterscheidbar von den anderen Organisationsformen sein sollten. Dies zeigt sich besonders in diesem Projekt.
Im Bestand der Genossenschaft mit Spareinrichtung und ca. 7.000 Wohnungen befindet sich die liebevoll Tuschkastensiedlung genannte Gartenstadt Falkenberg, die zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde.
„Genossenschaft Prinzenallee 58 eG“, Berlin
Das ehemalige Fabrikgebäude, eine 1889 erbaute ehemalige jüdische Hutfabrik, mit ca. 5.000 qm Nutzfläche wird seit der Instandbesetzung von ca. 100 Menschen, davon ca. 15 Kinder, bewohnt. Vom Einzelbewohner bis zur 12er-WG werden alle Formen des miteinander Lebens experimentell gepflegt. Im Erdgeschoß und im Keller befinden sich Werkstätten, Musikproberäume, eine Veranstaltungshalle und ein Hauskaffee. Zur Sanierung und laufenden Instandhaltung des Gebäudes, setzen die Mitglieder auf handwerkliche Eigenarbeit und ehrenamtliche Mitarbeit bei der Verwaltung. Sie schaffen und sichern damit Arbeitsplätze und unterstützen neue Hausprojekte.
Das Projekt Prinzenallee 58 war das 100. besetzte Haus in Berlin und wurde 2021 vierzig Jahre alt. Es arbeitet immer noch 100% selbstverwaltet als Genossenschaft. Die Bewirtschaftungskosten sind überschaubar, die Warmmiete ist bei derzeit ca. 5 Euro angekommen.
Die ersten Bewohner erreichen jetzt das Alter von über 70 Jahren, da kommen Diskussionen über Aufzüge auf beim monatlichen Plenum. Erschrocken wird festgestellt, dass ein ursprünglich 60ig jähriger Erbbauvertrag mit dem Land Berlin schon halb abgelaufen ist.
Zu erreichen unter vorstand@prinzenallee58.org oder rock@einefueralle.berlin
Mika Wohnungsgenossenschaft eG Karlsruhe
In der Kategorie neue Genossenschaft ging damals die Karlsruher Mieter*innen Genossenschaft Mika hervor, die vier Kasernenblöcke zu 86 sozial gebundenen Wohnungen umbaute. Die Genossenschaft war besonders offen gegenüber allen Menschen und sozialen Gruppen, die sich beteiligen wollten und bot eine Vielfalt an sozialen kulturellen und nachbarschaftsbildenden Maßnahmen. Weniger kreditwürdige Bewohner*innen erhielten ihre Anteile über Leihgemeinschaften.
Wohnungsbau – Genossenschaft Kiel – Ost eG
In der Kategorie traditionelle Genossenschaft wurden zunächst die Kieler berücksichtigt, die in einer als „sozialer Brennpunkt“ bezeichneten Wohnanlage der 70er Jahre Problemsituationen aufgriff und praktikable Lösungen für alle Generationen und hilfsbedürftige Gruppen fand. Dazu gehört zum Beispiel ein Jugendhaus, die Integration behinderter Frauen und ein Shuttle Bus für Ältere.
Die 1889 gegründete Wohnungsbaugenossenschaft hat heute ca. 1500 Wohnungen.
Schweriner Wohnungsbaugenossenschaft eG
Ebenfalls in der Kategorie traditionelle Genossenschaft erhielt die 1957 gegründete Genossenschaft den Preis für ihre mitglieder- und nachbarschaftsbezogenen Aktivitäten. Sie gingen konsequent auf die Bedürfnisse ihrer Mitglieder ein, zu denen viele ältere und wirtschaftlich schlecht gestellte Menschen zählen. Nachbarschafts-Treffs wurden eingerichtet, Dienstleistungen, Beratungen und Veranstaltungen angeboten.
Die weiterhin agile Genossenschaft hat heute circa 8800 Wohnungen.
Wohnungsgenossenschaft Selbsthilfe Linden eG, Hannover
Für die Kategorie Integration durch Umbau wurde diese 1957 gegründete Genossenschaft für ihr damaliges Konzept gewürdigt, Altbauten in Innenstadt-Randgebieten zu erwerben, die andernorts zu Problemgebieten werden könnten. Durch Selbsthilfearbeiten wurde nicht nur die Bausubstanz, sondern auch die ‚soziale Substanz‘, also die dort wohnenden unterschiedlichen Gruppen integriert und Nachbarschaft aufgebaut. Nach wie vor hält die Genossenschaft an ihren gemeinwirtschaftlichen Prinzipien fest und fördert Genossenschaftsdemokratie, die Beteiligung bei der Planung und im Stadtteil. Im Jahr 2021 bestand sie aus 378 Wohnungen.
Wohnungsgenossenschaft Bremer Höhe eG, Berlin
Eine besondere Anerkennung fand diese Genossenschaft mit Sitz im Prenzlauer Berg für Ihre Vorgehensweise, mit der sich die betroffenen Mieter durch Gründung einer Genossenschaft dem drohenden Ausverkauf ihrer Wohnungen widersetzten. In kurzer Zeit konnte die in Eigenregie geplante und realisierte umfangreiche Modernisierung nach ökologischen Gesichtspunkten mit einem Volumen von 25 Millionen € abgeschlossen werden. 521 Wohnungen konnten in Selbstverwaltung übernommen und vielfältige Nachbarschafts-Projekte geschaffen werden.
Aus damals 54 Gründer*innen sind mittlerweile rund 900 Mitglieder geworden. Durch vielseitigen Bestandserwerb, von der Wagenburg, über ein ganzes Dorf am Rand Berlins bis hin zu mehreren Häuserkäufen im Rahmen des Vorkaufsrechts sind es inzwischen ca. 800 Wohnungen geworden.
Bau und Wohnungsgenossenschaft WohnSinn eG, Darmstadt
Die Jury würdigte damals die Eigeninitiative einer bunt zusammengesetzten Bewohnerschaft, deren unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten mit Einfallsreichtum berücksichtigt wurden. Hervorzuheben war auch die auf die besonderen Wohnbedürfnisse eingehende Architektur.
Mittlerweile entsteht das vierte Wohnprojekt, diesmal mit dem Namen WohnTraum für 25 Haushalte. Dann hat die Genossenschaft einem Bestand von mittlerweile circa 160 Wohnungen unter dem Motto: füreinander einstehen.
Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG, Dresden
Diese Genossenschaft steht als Gegenmodell zum spektakulären Ausverkauf von städtischem Wohnungsbestand in Dresden damals. Eine Genossenschaft, der es gelungen ist, ihre Bewohner sozial und kulturell zu engagieren und darüber hinaus in die Umgebung hineinzuwirken. Ein ehemaliger Handwerkerhof z.B. wurde zum Stadtteilzentrum.
Die 1957 gegründete Arbeiterwohnungsgenossenschaft ist ein Zusammenschluss aus mehreren Genossenschaften und hat heute ca. 8.000 Wohnungen.
Mietshäuser Syndikat, Freiburg
Überraschend gewann keine Genossenschaft, sondern das auf GmbH beziehungsweise Vereinsbasis organisierte Mietshäuser Syndikat aus Freiburg. Deren Arbeitsweise und Organisationsstruktur beruht unabhängig von der Rechtsform auf genossenschaftlichem Gedankengut. Es ist ein Unternehmensverbund, dem damals rund 60 Wohnprojekte und weitere Wohninitiativen angehören. Unter dieser Dachorganisation wächst der Hausprojekte-Verbund ständig weiter. Das Syndikat berät, beteiligt sich an Projekten, damit diese dem Immobilienmarkt entzogen werden, hilft mit Know-how und initiiert Projekte. Die mittlerweile 174 Hausprojekte und 16 Initiativen sind in ganz Deutschland verstreut.
Wohnen in Gemeinschaft e.V. in Kooperation mit der Wohnungsverein Herne eG
Die 1905 gegründete Genossenschaft überließ dem Verein die Verwaltung der 2009 entstandenen Wohnanlage an der Straße des Bohrhammer zur Selbstverwaltung eines Mehrgenerationenprojektes. Dazu gehörte auch eine Beteiligung am Planungsprozess und die Auswahl der zukünftigen Bewohnerschaft. So sollte mehr Beteiligung auch zu einer Erleichterung bei den Verwaltungsaufgaben führen. Mit inzwischen rund 1400 Wohneinheiten zählt die Genossenschaft heute zu den großen Vermietern in Herne.
KunstWohnWerke eG München
Hierbei handelt es sich um ein seit 2010 bezogenes Wohn- und Atelierprojekt von Künstlern, die das Ziel verbindet, sich dauerhaft sichere und finanziell kalkulierbare Arbeitsbedingungen zu schaffen. Im Umfeld hoher Miet- und Bodenpreise werden Räumlichkeiten und Orte gesichert für Kunst und Kultur. Die Förderung sozialer und kultureller Zwecke war immer eine Forderung von Klaus Novy, die 2006 im Genossenschaftsgesetz aufgegriffen und von dieser Münchner Genossenschaft aufgenommen wurde. Heute sucht die Genossenschaft wegen der großen Nachfrage nach neuen Räumlichkeiten und überlegt auch, ob sie ein Neubau-Projekt zum Arbeiten und Wohnen entwickelt.
Mehr als wohnen eG, Zürich
„Wie wollen wir in Zukunft leben?“ Diese Frage inspirierte rund 30 Züricher Wohnungsbaugenossenschaften und führte zur Gründung der Baugenossenschaft „Mehr als worden“. 20% der rund 220.000 Wohnungen in Zürich gehören Genossenschaften und sind gemeinnützig, d.h.: preisgünstig, Renditezielen und der Spekulation entzogen. Diese Erfolgsgeschichte sollte fortgesetzt werden. Als Innovations- und Lernplattform plante und realisierte die Genossenschaft ein erstes Leuchtturm-Projekt in ganzheitlich verstandener Nachhaltigkeit: das Hunziker Areal. Die 380 Wohneinheiten bieten Wohnraum für Familien, ältere Menschen und Lebensgemeinschaften und darüber hinaus viel Gewerbe und kulturelle Möglichkeiten. Es wurde als eines von fünf Arealen in der Schweiz erstmals mit dem Label ‚2000-Watt-Areal im Betrieb’ zertifiziert und 2020 rezertifiziert. Sie unterhält einen Genossenschafts- und Solidaritätsfond, in den Genossenschafter*innen abhängig von ihrem Einkommen einzahlen. Damit werden Quartiersaktivitäten unterstützt.
Inklusiv wohnen Köln e.V.
Dieses Projekt ist der Zusammenschluss von Eltern und ihren Erwachsenen beziehungsweise fast erwachsenen Kindern, um Inklusives Wohnen in Köln zu fördern. Es ging um ein Leben miteinander in der Gesellschaft, in einem lebendigen Stadtviertel, möglichst in der Nähe von Freunden und Familie.
Im Fokus standen zwei Wohngruppen, in denen fünf Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf zusammen mit je vier Studenten wohnen. Als Bauträger konnte die GAG Köln gewonnen werden. In einem Kooperationsvertrag ist festgelegt, dass der Verein das Belegungsrecht für das komplette Haus hat.
Bellevue di Monaco eG, München
Also ein Wohn- und Integrationsprojekt für geflüchtete Menschen nennt sie sich selbst Sozialgenossenschaft. Basierend auf einem Erbbaurechtsvertrag wurden die drei Gebäude von der Eigentümerin, der Landeshauptstadt München, für 40 Jahre an die Genossenschaft vergeben.Engagierte Bürger*innen, etablierte Organisationen der Jugendhilfe, der Flüchtlingssolidarität und Partner aus der Kulturszene betreiben die Häuser als Wohn-, Beratungs-, Bildungs- und Kultur-Projekt für geflüchtete Menschen und als allgemeines Forum.
Ziel der Betreuung von Jugendlichen und Heranwachsenden ist die Verselbstständigung und der Bezug eigenen Wohnraums und damit eine dauerhafte Integration.